Nach zwei schwierigen Jahren, die immer noch von der Corona-Pandemie überschattet waren, konnten die Parkseeskipper am 9. Juli 2023 endlich wieder ohne Einschränkungen und ohne Masken vor dem Mund ihre mehr als zehnjährige Tradition eines früher "Schiffsregatta" genannten Events in kombinierter Form (Ausstellung mit Schaufahren) am Westufer des Parksees Unterhaching fort führen. Da die Unterstützung vor Ort fehlte, hatte einer unserer "Kapitäne" die großartige Idee, Stellmaterial vorübergehend beim Gartenbau-Verein auszuleihen. Mit Biertischen und Bänken und dem Einsatz eines geliehenen Transporters war es ihm gelungen, 22 laufende Meter Präsentationsfläche zusammen zu bringen. Sitzbänke in ausreichender Zahl kamen noch dazu, so dass alle Teilnehmer ausreichend Platz fanden, ihre überraschend unterschiedlichen und hervorragend gebauten Modelle auf den königsblauen Deko-Samt-Decken zu präsentieren.
Vor dem Erfolg rann der Schweiß: Bereits bei Ankunft der Aufstell-Truppe war es schon mit 24 Grad relativ warm. Kein Wölkchen am Himmel trübte den ungebrochenen Sonnenschein, der Wind war nur minimal spürbar und wechselte ab und zu seine Richtung. Für eine richtige Abkühlung reichte es leider nicht. Trotzdem hatten wir bereits gegen zehn Uhr die Modelle fast vollständig aufgestellt. Einige Spaziergänger oder Radfahrer hielten überrascht inne und schauten kurz an der Aussstellung vorbei.
Der Festwirt hatte sein Zelt an diesem Sonntag bereits geöffnet, aber der Besucher-Zustrom steigerte sich erst um die Mittagszeit. Einige Fahrgeschäfte hatten schon Betrieb und allmählich verstärkte sich die Zahl der Gäste am Festplatz. Da unsere Präsentation kaum zu übersehen war, "verirrten" sich auch immer mehr der Besucher an unsere Tische, so dass unsere Ausstellung mehr oder weniger fachkundig begutachtet wurde. Mit Lob wurde nicht gespart, die bereits im Wasser kurvenden Modelle ausgiebig kommentiert.
Wie bereits in den Vorjahren hatten zwei Parkseeskipper eigene Modelle für das "Kinder-Fahren" flott gemacht und kostenlos für einen etwa 20minütigen Törn auf dem See zur Verfügung gestellt. Die Nachfrage war sehr hoch, die Modelle wurden gerne angenommen und gelegentlich auch unter Anleitung der Eltern über den See gelenkt. Im weiteren Verlauf erwärmte sich sogar eine erwachsene Dame dafür, das Lotsenschiff-Modell unter dem beruhigenden Einfluss eines erfahrenen "Kapitäns" zu steuern. Die Begeisterung kannte danach keine Grenzen.....Vielleicht haben wir ja eine neue "Skipperin" gefunden?
Viele attraktive Modelle pflügten durch den Parksee. Einer der größten "Hingucker" war natürlich wieder einmal der Schlepper unseres "Großmeisters" riesiger Modelle, Bernd. Er war gerade frisch aus dem Berchtesgadener Land angereist und hatte sein Großmodell mitgebracht. Der "rote Riese" namens "SD SHARK" aus La Valetta/Malta hatte unangefochten großen Zuspruch des Publikums, einerseits bedingt durch seine Größe* - die auf dem Wasser eigentlich gar nicht so voluminös erscheint - andererseits durch seinen Nebelhorn-Sound, der sekundenlang vergessen lässt, dass man sich an einem kleinen Binnensee und nicht auf der Elbe im Hamburger Hafen befindet. Hätte man die Augen geschlossen, könnte man glauben, das tiefe Tröten eines großen Schleppers oder eines Ozeanriesen zu hören - ein markerschütterndes "Brööööööööö", das man fast körperlich zu spüren meinte.
Mehrere besondere Vorführungen brachten immer wieder neue Zuschauer an das See-Ufer: Unsere Kollegen Oskar und Martin führten eine Rettungsnummer vor, in der ein (scheinbar) havarierter Radschlepper namens GLASGOW von einem Jet-getriebenen Rettungsfahrzeug mit krebs-artigen Schaufeln angefahren und umarmt wurde, um dann mit Düsenantrieb sicher in den rettenden Hafen bzw. zur Behebung der Ursachen der "Havarie" gebracht zu werden. Wir haben damit auf alle Fälle auch für die Zukunft Rettungsdienst; vielleicht macht ja Martin mal ein Geschäftsmodell draus.....
Unser leider vor längerer Zeit nach Mittelfranken "ausgewanderte" Spitzen-Modellbauer, der sich auf die Schiffe der KD-Linie (Köln-Düsseldorfer) am Rhein spezialisiert hat, ließ sich als Gast mit zwei "Hosentaschen-Modellen" sehen (die natürlich nicht dort untergebracht waren). Einmal das 1/250 Modell eines alten Passagierdampfers namens "Der Hohenzoller" (Baujahr 1853) auf dem Rhein, hergestellt aus Holz und Karton, das zweite, der "RHEINJET", ein Modell derzeit ohne Antrieb, aber ansonsten detailgetreu dem Vorbild der KD nachgebaut.
Gegen Nachmittag - es waren inzwischen doch nahe 30 Grad im Schatten geworden, beruhigte sich das Feld. Besucher strömten eher in den Biergarten des Festwirts und auch die Skipper, die sich im Schatten eines Pavillons bzw. unter den Lindenbäumen am Seerand zusammen gesetzt hatten, ließen es ruhiger angehen. Man unterhielt sich mit einander, gelegentlich unterbrochen durch die Wünsche von Kindern, nochmals ein Boot fahren zu dürfen. Auch das leibliche Wohl forderte Tribut, die Nahrungsquelle war ja bekannt und vor allem nicht weit entfernt.
Der Nachmittag verlief gemütlich, die Sonne sank, und allmählich breitete sich Aufbruchstimmung aus. Langsam wurden die Modelle wieder verstaut - und das allgemeine Aufräumen der Utensilien wurde zum Gebot der Stunde. Die Muskulatur der Beteiligten wurde durch das Verstauen der Tische und Bänke im Lastwagen nochmals arg strapaziert und wieder floss der Schweiß in Strömen.
Aber: Alle Teilnehmer waren sich schlußendlich einig, dass ein schöner Tag gelunden war und wir das Motto unserer Interessengemeinschaft wieder mal unter Beweis stellen konnten:
WIR BRINGEN ALLES ZUM SCHWIMMEN !
*Technische Daten "SD SHARK" (Modell): Maßstab 1/20, Type Schlepper/Löschboot IMO 9410715, Länge 160 cm, Breite 58 cm, Max. Tiefgang 27 cm, Höhe 110 cm, Gewicht/Volumen fahrbereit 70 kg. Antrieb 2 Brushless Motoren auf 2 Schottelantriebe (Eigenbau). Pfahlzug 18 kg, 2 Löschpumpen, 2 Monitore drehbar.