Nicht nur Passagierschiffe für Flussfahrten sind im Fokus der Schiffsmodellbauer, wesentlich häufiger sieht man, wenn es schon um Passagierschiffe geht, die "funkelnden Diamanten" der Hochsee-Schifffahrt, die Kreuzfahrtschiffe.
In Deutschland dürften die am häufigsten nachgebauten Schiffe die Vorbilder der AIDA-Flotte aus Rostock sein. Hier helfen meist die gewerblichen Hersteller von GFK-Rümpfen, die eine reichhaltige Auswahl von Vorbildern in den am häufigsten gewählten Maßstäben 1/100, 1/125 oder 1/200 anbieten. Ein Blick in die Angebotsliste eines der bekanntesten Hersteller dürfte diese Behauptung stützen.
Natürlich gibt es auch Modellbauer, die ihre eigenen Vorstellungen umsetzen möchten und daher auf Planunterlagen zurückgreifen. Hier ist das Sortiment schon etwas spärlicher und wirklich gute Pläne sind nicht nur selten, sondern auch teuer.
Ein Modellbauer der Parkseeskipper will seinen Traum vom Kreuzfahrtschiff verwirklichen. Er hatte in den 80er Jahren bei einem Stadtbummel den Prospekt eines Reisebüros entdeckt, der Kreuzfahrten in der Karibik angeboten hatte. Damals war die Reise mit der "Song of Norway" inklusive Anreise mit der später abgestürzten "Concorde" ab Miami/Florida in die Karibik als Highlight im Katalog der "Royal Caribbean Lines" zu sehen. Für damalige Zeiten ein teures Vergnügen von 5000 DM pro Person aufwärts...
Nicht die Reise selbst, sondern das Kreuzfahrtschiff hatte es dem Modellbauer angetan. Seine Form und die im Heck befindliche und als Alleinstellungsmerkmal zu betrachtende "Viking Crown Lounge" reizten so sehr, dass die Bauwerft "Oy Wärtsilä" in Helsinki/Finnland mit der Bitte um Übermittlung von Plänen gebeten wurde.
Die Firma war damals kooperativ und übersandte nicht nur Pläne (DIN A 4), sondern einen umfangreichen Werksprospekt sowie das S/W-Foto eines vermutlich im Eingangsbereich der Werft aufgestellten Modells 1/100.
Es vergingen weitere 33 Jahre, und 2015 wurde endlich angepackt. Das Modell im Maßstab 1/100 wurde auf Kiel gelegt, wenn auch diverse Probleme bei der Übertragung des im Maßstab 1/689 vorhandenen Druckplanes zu bewältigen waren. Gleich vorweg: Der Nachbau ist nicht für "Nietenzähler" gedacht. Die Umsetzung bereitete weiterhin Schwierigkeiten, die im vertrackten Maßstab der Unterlagen zu suchen sind, so dass das Modell eine annähernde Nachbildung werden wird, keinesfalls ein Modell, das einer Bauprüfung nach Nauticus-Regeln stand halten würde. Der Gesamteindruck überzeugt jedoch bereits jetzt. Probefahrten mit dem Rumpf und dem Inhalt wurden erfolgreich abgeschlossen, die Erstfahrt mit Aufbauten und Funktionen steht noch aus.
Nachfolgend einige Fotos des Bauverlaufs.
Die Erprobung des Modells ergab leider, dass die Aufbauten zu schwer geworden sind, so dass das Modell eine (stabile) Krängungslage backbords einnimmt. Zur Stabilisierung müssen noch Belastungsversuche durch Zugabe von Gewicht unternommen werden.